Mittwoch, 26. Dezember 2012

[Zusammenfassung] Wie schreibe ich eine Kurzgeschichte?

Wie schreibe ich eine Kurzgeschichte?
von Annika Kühn
ISBN 978-3-896-02575-3

Das Buch ist in 9 Kapitel unterteilt. Jedes hat seinen persönlichen Schwerpunkt, doch haben die Kapiel 1-8 zum Ziel eine Geschichte zu schreiben und das Letzte ist eine kurze Anleitung wie man es überarbeitet.

Kapitel 1: Wie komme ich zu einer guten Idee?
  1. Beobachten 
  2. Belauschen 
  3. Viel lesen
  4. Brainstorming wie bsw Clustern 
  5. Reden 
  6. Nicht versteifen, Gedankensprünge zulassen
  7. Tagebuch führen
  8. Radio hören, Zeitung lesen, fernsehen, denn meist reicht ein Satz um eine Idee ins Leben zu rufen.
  9. Sich selbst in die richtige Stimmung bringen
  10. Laufen, an die Luft gehen 
  • Ideen immer sofort notieren; einen Notizblock oder ähnliches immer mitnehmen
  • Einfälle ausbauen oder zwei Ideen vermischen
  • Überlege dir die Kernaussage der Geschichte, diese kann die Idee fördern 
     
Kapitel 2: Welches Genre?
Ein Genre sagt einiges darüber aus, mit was für einer Geschichte man rechnen kann und welche Gefühle sie beim Leser vermutlich wecken wird. Zwar ist es nicht ausgeschlossen, dass sich Genres vermischen und auch, dass in einer Horrorgeschichte ein Liebespaar auftritt ist nicht unmöglich, aber das Genre sagt was den Großteil der Geschichte ausmachen wird
  • Es ist vorteilhaft, wenn man das Genre über das man schreiben möchte bereits oft gelesen hat. Dadurch entwickelt man ganz automatisch ein Gespür dafür. 

Kapitel 3: Spannende Handlungen
  • Eine Geschichte, egal wie lang, besteht aus einer Einleitung, einem Hauptteil und Schluss.
  • Sie sollte eine glaubwürdige, widerspruchsfreie und mitreißende Handlung haben.
  • Sie sollte vom ersten Satz an -bsw durch aufgeworfene Fragen- neugierig machen.
  • Einleitung: Das *wer* und *wo* klären, erste Hinweise auf das *was* geben.
  • Hauptteil: Eine spannende Handlung entwickeln, die Herausforderungen, Konflikte und Probleme die sich zum Ende hin zuspitzt.
  • Schluss: Zum Schluss sollte man sich für ein Ende entscheiden. Ein Happy End, in dem alles gut wird; ein tragisches Ende, was den Leser zum nachdenken anregt oder ein offenes Ende, welches Raum für eine Fortsetzung lässt, beispielsweise.
  • Ein Antagonist oder auch Gegenspieler, arbeitet gegen den Protagonisten. Er steht oft in einer gefühlsmäßigen Bindung zu ihm. 
  • Wenn man während der Entwicklung einer Geschichte irgendwo feststeckt, hilft die was-wäre-wen Frage
  • Umso wichtiger ein bestimmter Part für die Geschichte ist, umso länger sollte er sein.
Man sollte zwischendurch immer mal wieder kontrollieren...
  • Könnte die Geschichte tatsächlich so passieren?
  • Würde ich ebenso handeln?
  • Ist nichts an den Haaren herbeigezogen, keine Wandlung unglaubwürdig?
  • Werden außergewöhnliche Geschehnisse zuerst angedeutet?
Keine charakterliche Veränderung passiert völlig grundlos. Die Charaktere sollten aus ihren Erlebnissen lernen und diese sollten sie beeinflussen, so dass sie bei Bedarf ihre Einstellung überdenken
Ein Tod oder Streit, eine ungewollten Schwangerschaft, ein Geheimnis, ein neuer Job oder Unfall, eine Krankheit, Behinderung oder Trennung, ein Bösewicht, Unfall oder Verbrechen, eine neue Freundschaft oder Liebe kann bsw diese Veränderung bewirken.


Kapitel 4: Lebendige Figuren erschaffen
  • Erstelle einen Fragebogen oder eine Biografie von deinen Personen. In ihr kann alles stehen was einem einfällt bsw was sie mögen und hassen.
  • Lebendige Figuren sind nie nur gut oder nur Böse. Selbst der beste Mensch hat seine kleinen Fehler.
  • Wenn die Figuren sich durch Taten oder Worte gegenseitig charakterisieren, ist es spannender als es als schreibender 
  • Passende Namen (Namensbücher oder Datenbanken bsw)
  • *Echte* Figuren sind nie nur gut oder nur schlecht. Selbst der beste Mensch kann Fehler haben.

 Der Protagonist:
  •  ist normalerweise engagiert / zu Widerstand bereit
  • hat einen Grund. Bsw können seine Gesundheit, Freiheit oder sein Glück bedroht sein. Sein Leben oder das seiner Freunde können auf dem Spiel stehen.
  • zweifelt und wägt ab; man bekommt einen intensiven Einblick in seine Gefühls- und Gedankenwelt.

Der Antagonist:
  • ist der Gegenspieler des Protagonisten.
  • ist häufig der charakterliche Gegensatz zu ihm; legt ihm Steine in den Weg und / oder ist sein Streitpartner.
  • steht oft in einer gefühlsmäßigen Bindung zu ihm.

Die Nebenfiguren
  • dienen dazu den Protagonisten (und Antagonisten) zu unterstützen oder zu behindern.
  • beschreiben sie näher und kitzeln bsw während eines Streits Details über die Vergangenheit heraus.
  • können ruhig Eigenarten haben.


    Für alle Figuren gilt:
    • Monologe und Dialoge,
    • Insider-Witze,
    • stottern, siezen, stammeln, wiederholen, zischen, säuseln, nuscheln, murmeln, 
    • Verknappungen und nutzen der Umgangssprache bringen die Geschichte echter rüber.
    Man sollte in Geschichten möglichst keine persönlichen Wertungen (wie >log er<, >gab sie vor< oder >warnte er< einfließen lassen. Wenn die Figuren außreichend charakterisiert sind, wird es der Leser selbst merken.


    Kapitel 5: Wer erzählt und wie?
    Bevor man anfängt eine Geschichte zu schreiben, sollte man sich darüber klar sein ob
    • es für die Geschichte wichtig ist, ob sie von verschiedenen Figuren erzählt wird. Also mit Perspektivenwechsel gearbeitet werden muss.
    • der Erzähler aktiv oder nur als Beobachter an der Geschichte teilnehmen wird.
    • ob der Dinge wissen muss, die die Figuren nicht wissen können oder ob er ebenso unwissend sein darf.
    Es gibt bsw. den Ich-Erzähler, den auktorialen, personalen und neutralen Erzähler.

    Der Ich-Erzähler
    • ist mittendrin.
    • Leser können sich mit ihm identifizieren.
    • Er kann nur Dinge schildern, die er oder sie weiß oder mitbekommt.
    • In jedem Satz schwingt seine persönliche Wertung mit.
    • Er passt gut in Geschichten in denen es um innere Konflikte oder Gefühle geht, sowie in Horrorgeschichten, wo sein begrenztes Wissen genutzt wird um den Gruselfaktor zu erzeugen.


    Der auktoriale Erzähler
    • Ist ein Schlaumeier, der alles (Gedanken, Gefühle, Gründe) über jeden weiß und sowohl die Vergangenheit als auch die Zukunft kennt.
    • Er >schwebt< anders als der Ich-Erzähler sozusagen unsichtbar über der Handlung.
    • Vorteil: Er kann Hinweise geben was noch passieren wird oder gar in der Zukunft beginnen zu erzählen. Er kann den Leser direkt ansprechen und ihnen bsw Dinge verraten die die Leser noch nicht wissen.
    • Nachteil: Es kommt bei dieser Erzählperspektive leicht vor, das man sich in Beurteilungen des Geschehens verliert oder zuviel vorweg verrät.
    Der personale Erzähler
    • Er ist unscheinbar; ein Schatten, unsichtbar.
    • Er ist nicht allwissend; redet weder gern noch viel über sich.
    • Die Protagonisten sind für ihn: Er oder Sie.
    • Der Leser erfährt nur, was in und um den ausgewählten Charakter vorgeht.
    • Er kann über dieselben Dinge wie der Protagonist brüten; Verhalten nur interpretieren und Gefühle nur anhand der Reaktionen erraten.
    Der neutrale Erzähler
    • Er berichtet nur, was er sieht.
    • Er hat keine Meinung; Es gibt weder Rückblenden noch Anspielungen.
    • Gefühle und Gedanken sind für den neutralen Erzähler einfach nicht erwähnenswert. 
    • Er gibt nur wieder, was Figuren über sich und andere verraten.
    Die Erzählhaltung
    Je nachdem welche Stimmung beim lesen des Buches aufkommen soll, sollte man sich für eine bestimmte Erzählhaltung entscheiden. Ähnlich wie beim Genre, sollte man auch hier darüber nachdenken, welche Haltung man selbst am liebsten ließt und welche man schon oft las.
    • Ergriffen oder unberührt?
    • Belehrend oder kumpelhaft?
    Die Ausnahme bildet hierbei der Ich-Erzähler. Seine Erzählhaltung wird von seinem Charakter bestimmt.


    Kapitel 6: Ort und Zeit
    Zeit
    • Wenn die Geschichte nicht in der Gegenwart spielt, sollte man sehr vorsichtig sein. Spielt die Geschichte in der Vergangenheit dürfen Dinge die noch nicht erfunden wurden, nicht auftauchen. Das Verhalten der dann lebenden Menschen muss der Zeit entsprechen. Später stattgefunden Ereignisse dürfen nicht erwähnt werden etc.
    • Tages- und Jahreszeiten, sowie äußere Bedingungen wie bsw das Wetter nehmen Einfluss auf die Geschichte und die Stimmung.
    • Wetter und co nur in kleinen Dosen. 

    Ort
    • Der Ort sollte nicht nur die Kulisse , sondern der Lebensraum der Figuren sein. 
    • In einer real-existierenden Umgebung sollte man sich daher darüber bsw über die Landschaftsarchitektur und die Inneneinrichtung erkundigen.
    • Ob ein Ort düster oder hell ist und co wirkt sich auf die Stimmung aus. Beschreibe nicht nur mit den Augen sondern mit allen Sinnen ! (Aber besonders am Anfang in kleinen Dosen!)
    •  
    Kapitel 7: Der Anfang und der Schluss
    Anfang
    • Der Anfang ist sehr wichtig. Man sollte deshalb bereits im ersten Satz mit offenen Fragen die Neugier des Lesers anregen. Es sollten Fragen zwar später beantwortet werden, doch auch wieder neue aufkommen.
    • Man sollte den Leser, schnell und tief in die Geschichte hineinziehen ohne sie mit zu vielen Informationen zu überfallen. 
    • Den Konflikt und das Ziel der Geschichte nicht lange vor sich herschieben.
    Eine Geschichte kann man gut an einer Stelle beginnen, an der sich etwas ändert oder etwas seltsames geschieht.
    So könnte man beginnen...
    • Man kann bsw mit einem Knall oder einer interessanten Situation beginnen und den Leser ohne Einleitung oder Vorwarnung hineinwerfen.
    • Oder, man vermischt etwas gewöhnlichem mit etwas außergewöhnlichem. Bsw: Als ich heute Morgen das Klassenzimmer betrat...war niemand dort.
    • Man könnte auch etwas ungeheuerliches behaupten, über ein Geheimnis reden oder über eine Kurosität

    Ende
    • Man sollte bereits zu beginn der Geschichte wissen, wie das Ende aussehen wird. So verliert man sich nicht so leicht in Details oder kommt vom roten Faden ab.
    • Es gibt drei verschiedene Enden. Das Happy End, in dem alles gut wird; das tragische Ende, welches den Leser zum nachdenken anregt und das offene Ende, was sich besonders gut eignet wenn Fortsetzungen geplant sind.
    • (Von mir...) Es gibt auch noch das Ende welches wieder mit dem Anfang beginnt. Dies ist bei Geschichten so, die ein ewiger Kreislauf sind.
    Zum Schluss sollte man noch einmal überprüfen ob alles was gesagt werden musste, gesagt wurde; es eine Entwicklung gab; alle Schicksale geklärt sind und ob der Leser einen kleinen Einblick hat, wie die Zukunft der Figuren aussieht.


    Kapitel 8: Sprachlich Gestalten
    Der Schreibstil entwickelt sich wenn man häufig schreibt zwar ganz automatisch, dennoch sollte man ein paar Dinge im Kopf behalten.
    • Man sollte den Text mit neuen Wortkonstruktionen, ausgefallenen Metaphern und einer frischen Sprache mitreißend, beeindruckend und vor allem verständlich halten. 
    • Weder Hotpants noch Satzmonster sind -gekonnt eingesetzt- verboten. Erstere eignen sich gut bei hektischen Situationen. Satzmonster sollten möglichst so eingesetzt werden, dass sie dennoch problemlos zu verstehen sind. (Verb vorne, Details hinten; Mit Kommas und Semikola arbeiten) Zur Not kann man sie in mehrere kürzere Sätze aufspalten.
    • Das Vokabular regelmäßig erweitern (Synonymwörterbücher!), verwenden und prüfen, ob es verständlich ist.
    • Vermeide Substantivierungen.
    Die Mischung macht es. Lies dir den Text leise selbst vor. Gerätst du ins stocken musst du nochmal ran!

    Zeitform:
    • Obwohl die Gegenwartsform unaufhaltsam und mitreißend ist, mögen die meisten Leser lieber die etwas ruhigere Vergangenheitsform. 
    • Welche Zeitform man auch nutzt, man sollte sie dann nur bewusst (bsw für Rückblenden) wechseln. Ein Grund für einen Wechsel kann das szenische Präsens sein. Dies dient bsw dazu zu verdeutlichen, dass die Geschichte unausweichbar auf einen Höhepunkt zusteuert.
    Vergleiche:
    Vergleiche dienen dazu etwas zu erklären, indem man mit Konjunktionen wie *wie* oder *als* bestimmte Eigenschaften etwas anderem zuordnet.

    Metaphern:
    Bei Metaphern werden Eigenschaften einfach einer anderen Sache zugeschrieben. Sie bedeuten für den Leser mehr denkarbeit und sind deshalb sehr beliebt. Leider gibt es sehr viele Metaphern die bereits in die Alltagssprache eingegangen und völlig ausgelutscht sind. Diese sollte man aus seinen Wortschatz verbannen oder sie durch kleine Veränderungen, wie ausgetauschte Worte, wiederbeleben, so dass sie wieder zum denken anregen.

    Geh sparsam mit Adjektiven um!
    Lass deiner Geschichte genug Platz für Freiraum und Fantasie !


    Kapitel 9: Überarbeiten
    Bevor man der Geschichte den letzten Schliff gibt, sollte man sie ein paar Tage sacken lassen. Sie sollte dem Autor vorher etwas fremd werden, damit Fehler wie inhaltliche Unstimmigkeiten oder misslungene Sätze wieder auffallen.
    Kontrolliere...
    • Verläuft das Geschehen schlüssig?
    • Handeln die Figuren nachvollziehbar?
    • Sind ihre Konflikte glaubwürdig?
    • Wirken Raum und Zeit realistisch?
    • Spitzt sich das Geschehen zu?
    • Entsteht Spannung?
    • Wird meine Kernaussage deutlich?
    • Sind alle Fakten korrekt?
    • Werden alle Erzählstränge logisch zu Ende gebracht?
    Solltest du einmal nein antworten müssen, markiere die Stelle um sie später zu verbessern und / oder die Geschichte umzubauen.
    Kontrolliere...
    • Die Erzählperspektive. Erzählt jemand der nicht erzählen sollte? Weiß der Erzähler etwas was er nicht wissen kann?
    • Ist die Zeitform einheitlich oder wechselt sie grundlos?
    • Gibt es gestellste oder übermäßige Dialoge?
    • Gibt es unstimmige Vergleiche oder Metaphern?
    Danach kommt das kürzen...
    Normalerweise kann bis zu einem Viertel weg.
    • Ist die Geschichte ohne die entsprechende Passage unverständlich oder vermittelt sie nötige Informationen?
    • Ist sie zur Entwicklung der Charaktere oder der Handlung nötig?
    Außerdem können weg...
    • ungenaue Adjektive und Adverbien. Massenhaft eingesetzt verlieren sie Ausdruckskraft, daher können auch zu viele weg.
    • Dopplungen wie bsw der runde Ball.
    • Sich wiederholende Ausdrücke.


    Testleser
    Sind erwünscht. Aber Vorsicht vor Personen die selbst kreativ schreiben oder dieses lernen. Sie versuchen oft zu zeigen wie gut sie sich bereits auskennen und finden dabei Fehler die garnicht existieren.

    Der Titel
    Zum Schluss sollte man noch einen guten Titel für die Geschichte finden. Dieser sollte sein...

    • einprägsam
    • ausdrucksstark
    • Er sollte Emotionen hervorrufen
    • Die Fantasie anregen
    • Auf das Thema hinweisen und
    • nicht schon vergeben sein.

    1 Kommentar:

    1. Die Rezension über "Wie schreibe ich eine Kurzgeschichte" finde ich sehr hilfreich. Ich habe vor kurzem angefangen ein Buch zu schreiben und nebenbei auch noch eine Science Fiction Kurzgeschichte geschrieben. Die Tipps sind wirklich toll!

      Auch Deinen Blog finde ich sehr gelungen. Da kann man echt noch was lernen. Ich werde mir das Eine oder Andere abschauen. Ich hoffe das ist okay.

      Die anderen Rezensionen finde ich auch sehr interessant. Mach weiter so.

      Wenn Du magst, würde ich mich über einen Besuch auf meinem Blog freuen: http://royofinnigan.blogspot.de/

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