Dienstag, 12. November 2013

[Rezension] Mit Skalpell und Lippenstift von Alessia Gazzola

Mit Skalpell und Lippenstift
von Alessia Gazzola
ISBN 978-3-570-58504-7

Vorwort
Als ich das Angebot zu diesem Rezensionsexemplar bekam, war ich zunächst skeptisch. Ich habe sicher schon mehr als 500 Bücher gelesen, wenn nicht sogar 1000, aber die Krimis kann ich an einer Hand abzählen. Doch bereits die Zusammenfassung des Buches hat mich neugierig gemacht und so bin ich nun sehr froh, dass ich das Buch gelesen habe!

Meine Zusammenfassung
Alice Allevi ist Assistenzärztin der Rechtsmedizin. Ein Job in dem eine strenge Hierarchie herrscht, welches sie Tag für Tag aufs neue zu spüren bekommt. Beinahe ständig wird sie wegen ihrer Missgeschicke und ihrer Unwissenheit zurechtgewiesen. Als sie beim Einkaufen einem sympatischen Mädchen begegnet, welches Tags darauf tot aufgefunden wird, fühlt sie sich persönlich betroffen und setzt alles daran den Fall aufzuklären. Doch alle ihre Kollegen scheinen den Fall bereits innerlich abgeharkt zu haben und auch das ihre Vorgesetze Alice ein Ultimatum stellt, dessen Ablauf praktisch das aus ihrer Karriere bedeuten würde, ist nicht förderlich. Doch Alice weiß Prioritäten zu setzen. Wie gut das sie zwei gut aussehende - wenn auch nicht ganz einfache - Männer an ihrer Seite hat.

Meine Rezension
Das Buch hat mir mal wieder in Erinnerung gerufen, dass, obwohl viele Bücher desselben Genres gleich aufgebaut sind, es doch manchmal eines gibt, dass aus der Reihe fällt. Damit meine ich jetzt nicht, dass es besser oder schlechter als der Rest ist, sondern einfach, dass der Rote Faden so gar nicht zum Aufbau eines anderen Buches desselben Genres passen will. Für mich ist dieses Buch eines von ihnen! 
Bisher verstand ich unter Krimi eine langweilige Ansammlung von Fakten und Tatortbeschreibungen die einen überschwemmten, bis man irgendwann nicht mehr durchblickte und angeödet nur noch auf das Ende wartet, was dann meistens auch nur halb verstanden wird. Ein fades, trockenes Buch. Dieses hier passt ganz und gar nicht zu jenen!
Wie den Blitzmerkern bestimmt aufgefallen ist, ist im Titel die Rede von Lippenstift. Vermutlich ein dezenter Hinweis - eher ein Schlag mit einem Hammer, den ich zu meiner Schande nicht hörte ;-) - das Alice auch ein Privatleben hat. Natürlich steht das Verbrechen im Vordergrund, doch dieses Privatleben und ihr außergewöhnlicher Charakter sorgen für die nötige Abwechselung.

Ich glaube von allen Genres ist das schreiben eines Krimis am schwersten. Bei anderen Büchern kann man das *Grundgerüst*, den Roten Faden aufbauen, die Charaktere und es dann bunt ausschmücken. Ich behaupte zwar nicht, dass das leicht wäre - weiß Gott ich habe es versucht, und versucht und bin immer wieder kläglich gescheitert - aber beim Schreiben eines Krimis ist es sicher nochmal deutlich schwerer. Man muss sehr genau überlegen welche Informationen man dem Leser gibt und welche nicht. Zuwenige Informationen langweilen und der Leser blickt am Ende nicht durch, wie es zu dem Ergebnis kam. Zu viele können wichtiges zu früh verraten und das ganze Buch ruinieren. Das wäre... 
Um wieder zu meiner Rezension zurückzukommen... Alessia Gazzola hat diese ausgewogene Mischung wirklich fantastisch hinbekommen. Für andere Genres unnötige Lückenfüller sind in einem Krimi einfach unumgänglich zum Verständnis und zum -weiß gerade nicht wie ich es besser ausdrücken kann - Verstecken in den Seiten. Damit meine ich, dass man ja nicht nur das betonen kann, was für den Fall wichtig ist. Es würde hervorstechen wie ein Neonlicht in völliger Dunkelheit.

Die Personen in diesem Buch haben auf jeden Fall Charakter. Nicht einen so dezenten wie im zuletzt gelesenen Buch, nein, diese Charaktere kommen mit einem lauten Knall und wollen gesehen und gehört werden und dem Leser ihre Einzigartigkeit beweisen. Die eine schüchtern, zurückhaltend und wissbegierig, die andere ein richtiges Luder, einer sehr einschüchternd, ein anderer locker. Die Palette ist weit gefächert und es macht zusammen mit dem recht ungeschickten Pechvogelcharakter der Protagonistin alla Lisa Plenske (Verliebt in Berlin) und ihrem bewegten Privatleben einen hochinteressanten Fall zu einem außergewöhnlichen Buch.

Aber nicht nur die auftretenden Personen haben mich beeindruckt. Über das komplette Buch hinweg floss nebenbei Fachwissen (Obduktion, Tatortsicherung, erstellen eines Leichenbefunds etc) ein und man merkt das die Autorin keine Mühen gescheut und vermutlich auch sehr viel Zeit investiert hat um dies möglichst verständlich und ungezwungen nebenbei mit einfließen zu lassen. Ähnliches gilt für die allgemeinen Details wie beispielsweise die Umgebung in der das Buch spielt. Man kann sie beinah vor sich sehen.

Der Text ist trotz der medizinischen Fachbegriffe verständlich und flüssig, was mich doch schon etwas gewundert hat. Den das hätte ich in diesem Zusammenhang eher nicht erwartet.

In einem Schreibratgeber habe ich mal gelesen, dass das Schreiben ein Handwerk ist, welches man lernen kann, aber das humorvolle Schreiben ist eine Kunst. Entweder es fließt ganz selbstverständlich ein oder man sollte es besser ganz lassen. Es würde nur gezwungen wirken und in direkter Konsequenz eher mitleidig. 
Ich glaube das stimmt. Glücklicherweise habe ich bisher nur sehr wenige Bücher gelesen, bei dem der Humor so extrem gezwungen wirkte und - was mich wirklich froh macht, den dieses Buch hat mir sehr gefallen - auch dieses Buch hat einen ganz selbstverständlichen und natürlichen Humor! Was natürlich nicht zuletzt an Alices Missgeschicken und ihrem Talent sich in ungewollt komische oder schwierige Situationen zu bringen.

Fazit
Ein mehr als bloß lesenswertes Buch und schon vor dem Lesen von Band 2 weiß ich, dass die Autorin eine sichere Käuferin für den 3. Teil hat! ;-)



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